Nun meine zwei Cent zu Discovery-Episode Nr. 3 (Vorsicht, massive Spoiler!)
Nach dem Pilotfilm war ich der neuen Serie gegenüber recht aufgeschlossen und habe die dritte Folge durchaus ungeduldig erwartet. Die Föderation ist im Krieg mit den Klingonen, Michael sitzt lebenslänglich im Knast … natürlich braucht es einen ziemlich ausgeklügelten Plottwist, um sie auf die Discovery zu bringen.
Meine Resümee schwankt z.Z. zwischen „WTF, was war das denn???“ und „Spannender Ansatz – aber ich weiß noch nicht, ob ich es mag.“
Resümee Nr. 2 hat sich aber erst in der letzten Minute des Films eingestellt. Vorher dominierte eindeutig der WTF-Effekt:
1) Parasiten, die das Gefangenenshuttle mit Burnham an Bord angreifen und aussehen wie Blubberblasen in einem Aquarium.
2) Interessant, dass Michael auf der Discovery sämtliche Kollegen von der Shenzou wieder trifft (jedenfalls alle, die noch leben): Zuerst Kayla, die ihr mit neuer Undercut-Frisur im Borg-Style böse Blicke zuwirft – dann Saru, der zum Ersten Offizier aufgestiegen ist. Über letzteres habe ich mich gefreut, weil Saru z.Z. der mit Abstand sympathischste Charakter ist. Das liegt u.a. daran, dass er einer der wenigen ist, die nicht von einer Sekunde zur nächsten in Extrem-Emotionen abrutschen. Trotzdem – etwas zu viel Zufall für meinen Geschmack.
3) Wo wir gerade bei emotional extremen Ausrutschern sind: Michael fängt aus beinahe heiterem Himmel in der Kantine eine Schlägerei ein. Das mag bei einem hormongeschwängerten Kadetten im ersten Jahr verzeihlich sein – aber bei einer Frau, die seit ihrer Kindheit von Vulkaniern erzogen wurde??? Mich beschleicht das dumme Gefühl, diese Szene ist nur dazu da, Burnhams Kampfkunst eindrucksvoll in Szene zu setzen. Denn Konsequenzen hat das kleine Geplänkel interessanter Weise nicht.
4) Ich bleibe dabei: Michael Burnham ist ne moderne Mary Sue und in jeder Situation schlauer als der Rest der Mannschaft. Als sie Lt. Stamets auf einen Fehler hinweist, erinnert sie mich an eine Seven of Nine für Arme. Zwar hat sie nicht das Wissen der halben Galaxis assimiliert (was wiederum Seven zu einem glaubwürdig-superschlauen Charakter macht), aber sie hat neuerdings immerhin einen Abschluss in Quantenphysik. War es im Pilotfilmfilm nicht Exobiologie, Exosoziologie oder irgendwas Ähnliches? Egal, dann eben Beides ;). Kein Wunder, dass die Sternenflotte so ein schlaues Kind nicht im Knast schmoren lassen kann – auch wenn sie ne schwere Meuterei angezettelt hat. 😉
5) Burnhams nervige Zimmergenossin macht aus der Sternenflotte Police Akademy und wird in einer Weise durch den Kakao gezogen, wie es pubertärer kaum geht . Ich hätte nicht gedacht, das ich mal eine Sternenflottenoffizier sehen würde, der neurotischer ist, als Barkley.
6) Atem-Abdruck? Was bitte ist das für ein Blödsinn?
7) Und was zum Geier ist „Schwarzer Alarm“? Damit meinen sie wohl kaum, dass eine schwarze Meuterin an Bord ist (sorry, Flachwitz).
8 ) Bei der Erkundungsmission auf der USS Glenn wird schnell die Ekel-Skala von „The Walking Dead“ geknackt, indem man besonders abartig verstümmelte Leichen (Menschen und Klingonen) in Nahaufnahme zeigt. Während sich der verstörte Zuschauer noch fragt, welche teuflische Macht so etwas anrichten konnte, war es letztendlich nur ein blödes Monster (das zudem so aussieht, als ob einer der Klingonen seinen Targ vergessen hätte, der schließlich aus geheimnisvollen Gründen mutiert und ausgeflippt ist).
9 ) Warum hat Captain Lorca einen Tribble auf den Schreibtisch, ohne dass das Schiff längst von den Viechern überschwemmt ist? Wahrscheinlich zählt die Pille fürs Pelzknäuel auch zu den 300 geheimen Forschungsprojekten auf der Discovery. Oder das Tierchen war ausgestopft. Obwohl, es gurrt ja ….
10) Ort-zu-Ort-Transporter? Zehn Jahre vor Kirk???
11) Als Burnham vermutet, dass Lorca auf seinem Schiff eine verbotene Waffe entwickelt und für dieses fragwürdige Projekt sie, die verurteilte Meuterin, anheuert, dachte ich ganz hoffnungsvoll: „Hey, die Geschichte macht ja doch Sinn!“ Aber das wird leider in den nächsten 2 Minuten schon wieder zunichte gemacht …
12) Lorca forscht an einem biologischen Antrieb durch „Sporen“? Abgesehen davon, dass das reichlich trashig klingt, frage ich mich, warum man davon in den späteren ST-Zeitaltern nix mitbekommt und die Gelpacks auf der Voyager der größte Fortschritt in Richtung biologische Systeme des 24. Jahrhunderts sind.
Warum ich die Serie trotzdem noch nicht abschreibe, liegt vor allem an der Figur von Captain Lorca: Charismatisch, undurchsichtig, von ziemlich fragwürdiger Moral, aber trotzdem nicht unsympathisch. Welche geheimen Ziele verfolgt er? Ist er nur ein Sternenflottenoffizier, der durch den Krieg zynisch geworden ist und für den Sieg über Leichen geht? Oder sogar ein Handlanger von Sektion 31? Ich vermute letzteres – und das wäre in der Tat ein interessanter wenn auch sehr düsterer Plottwist für eine Star Trek Serie. Außerdem würden dann manche Klopse aus der aktuellen Folge im Nachhinein Sinn ergeben.
Aber auch nur manche .
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