Wenn ein Schiff durch Raum und Zeit und parallele Universen reist, sammelt sich im Datenspeicher Faszinierendes!
Zum Beispiel die skurrile Geschichte eines Geburtstagsgeschenks, das unbedingt überbracht werden muss – selbst wenn es eine Reise zum Mars kostet.
Widersprüchliche Medienberichte über ein neugieriges Kleinkind, das für dipomatische Verwicklungen mit kristallförmigen Aliens verantwortlich ist.
Eine Logbuchaufzeichnung verrät, dass die Erde unbewohnbar wird und die Galaxie ins Chaos zu stüzen droht. Es gibt nur einen Mann, der das verhindern könnte … Oder hat es die Menschheit am Ende doch geschafft, sich selbst auszulöschen? Denn wie erklärt es sich, dass im Jahr 4000 auf der Erde nur noch künstliche Intelligenzen zu existieren scheinen?
Und das ist längst nicht alles!
*Grußfrequenzen offen*
„Hier spricht Ressah von den Tannari: Mission erfüllt. Ich könnte die Welt vor Freude tentakeln! Uns ist es nicht nur gelungen, den US-Präsidenten vor einem heimtückischen Mordanschlag zu retten – es wird auch darüber berichtet werden. Spätestens im Herbst diesen Jahres kommen die geneigten Erdlinge in den Genuss unserer Abenteuer, denen wir den schlichten aber einprägsamen Titel „Das Zeitschiff der Tannari“ geben. Endlich haben wir auch ein Titelbild, auf das ich richtig stolz bin – nicht nur, weil es die Tentakel meines geliebten Padorak so anmutig in Szene setzt. Darauf ein Glas Wein von der Erde bei einer schön gefühlvollen Seifenoper“
Nein, im Ernst: Mit Seifenopern konnte ich noch nie viel anfangen und mir sind auch keine Tentakel gewachsen – höchstens graue Haare vom verzweifelten Warten auf eine gute Coveridee ;).
Doch jetzt ist unser neuer SF-Kurzgeschichtenband „Das Zeitschiff der Tannari“ endlich beim Engelsdorfer Verlag und wir warten ungeduldig auf unseren Vertrag und das Musterbuch. Zum „Anfüttern“ gibt’s schon mal das Cover und eine kurze Leseprobe (damit niemand mehr rätselraten muss, was es mit Ressah, Padorak und den Tentakeln auf sich hat -und mit den Seifenopern ^^).
Leseprobe
„Padorak, sieh nur! Da rollt schon wieder so eine Panzerkiste auf Rädern durch den Schnee. Gleich wird der Auserwählte herauskriechen und mit seinem Mund Geräusche machen.“
„Konntest du diesmal den Totmacher anpeilen?“
Der Gedankenstrom der Eiträgerin Ressah rauschte leise.
„Nein“, dachte sie. „Es könnte beinahe jeder oder keiner sein.“
„Lass mich raten. Die unverbesserlichen Monstren da unten schleppen wieder einmal unzählige primitive Waffen mit sich herum -Bleischleudern, Messer, Bomben … “
„Ja, mein bevorzugter Befruchter. Jeder Mensch kennt jemanden, dem er gern das Leben wegnehmen würde. Manche haben sogar Lust, die ganze Welt mit einem Schlag auszulöschen und noch andere möchten vor Angst am liebsten wild um sich schießen. Diese Spezies war schon immer schlimm, wenn auch früher nicht so mächtig wie in unserer Zeit. Jetzt sind sie eine wahre Pest der Galaxis.“
Die Stielaugen der beiden Tannari hingen gebannt am Bildschirm. Sie sahen ungefähr zum hundertsten Mal, wie sich eine merkwürdige Gestalt ungeschickt aus einer engen Öffnung der fahrbaren Kiste schob. Sie hatte insgesamt nur vier lange dünne Gliedmaßen und einen Knubbel am oberen Körperende, in dem sich die zentrale Steuereinheit, das sogenannte Gehirn, befand.
Das Wesen blieb einen Augenblick mit erhobenen Vordergliedmaßen stehen und nahm mit gekrümmter Essöffnung das Getöse der Menge entgegen.
„Der Auserwählte lächelt wieder“, dachte Ressah. „Das arme Geschöpf hat keine Ahnung, was ihm bevorsteht.“
„Du weißt tatsächlich, was so eine gebogene Fressluke bedeutet?“, wunderte sich Padorak.
„Gewiss doch. Im elektromagnetischen Spektrum der Erde gibt es ganz wundervolle, hoch dramatische Geschichten, wo man lernen kann, wie die Spezies Mensch funktioniert. Du solltest dir unbedingt auch ein paar dieser Blockbuster und Seifenopern ansehen.“
„Das ist doch Massenware, wertloser Kulturschrott -und obendrein immer dasselbe.“
Ein Hauch Fröhlichkeit wehte durch Ressahs Geist. Komisch, dass sich die Befruchter auf allen bekannten Welten so ungern mit Gefühlen beschäftigten. Ob der Auserwählte da unten auch immer so tat, als würden ihm seelenvolle Geschichten am Hinterleib vorbei marschieren?
„Was regst du dich auf?“, ließ die Eiträgerin ihren Partner wissen. „Wenn diese Darbietungen Lehrmaterial für die Einheimischen oder Informationen für Besucher wie uns sind, lässt sich eine gewisse Einförmigkeit gar nicht vermeiden. Bei so etwas Simplem wie Gut und Böse gibt es eben immer die gleichen Antworten.“
Padorak peitschte ärgerlich mit seinen acht vorderen Tentakeln die Luft.
„Du denkst doch nicht etwa, dass dieses brüllende Gewimmel da unten Gut und Böse unterscheiden kann? Vergiss nicht, dass dieses Pack auf Eldora ohne Vorwarnung drei Großstädte mit Fusionsbomben verdampft hat. Wer wahllos tötende Aggressivwaffen verwendet, brät auch die Gelege intelligenter Spezies zum Frühstück. Denen ist alles zuzutrauen! Uns ist gar nichts anderes übriggeblieben, als die zivilisatorischen Errungenschaften der letzten dreitausend Jahre zu verstoßen und wieder töten zu lernen -auch wenn es uns verdammt schwergefallen ist. Mir sind die verlogenen Geschichten und Lieder der Menschen egal. Wie du weißt, habe ich schon vor Jahren dafür gestimmt, diesen Planeten rechtzeitig zu sterilisieren -und zwar, bevor sich höheres Leben darauf entwickelt hat. Dann ist die Arbeit nicht ganz so widerlich -und für fühlende Lebewesen erträglicher. Aber niemand war auf meiner Seite -stattdessen schickte man uns auf diese absurde Mission! Du wirst es erleben: Der krakelige Vierfüßler wird abermals erschossen werden, wir müssen wieder die Zeit zurückdrehen, erneut vergeblich nach dem Mörder suchen, bis die verdammte Eisenkiste wieder heranrollt … “
„Und eine Bleikugel dem armen Mann ein riesiges Loch in die Brust reißt. Bis das Leben rasselnd und stöhnend aus ihm entweicht. Bis er unter entsetzlichen Qualen stirbt und seine Frau und die beiden kleinen Töchter sich die Augen aus dem Kopf weinen. Das ist faszinierend und traurig zugleich -und es wird mit der Zeit langweilig.“
Padorak bog ruckartig sämtliche acht Stielaugen zu seiner Gefährtin.
„Was redest du da? Du klingst ja schon wie eine von denen, schlimmer noch, wie eine ihrer albernen Seifenopern!“
Die Eiträgerin reagierte gekränkt und hochmütig.
„Sei nicht so intolerant! Das ist doch gar nicht so schwer zu verstehen. Der Auserwählte ist ein Mann – ein Befruchter, wenn du dir darunter mehr vorstellen kannst. Seine Frau und die beiden Kinder sind Eiträgerinnen wie ich. Gut, sie behalten ihre Eier bis zum Schluss bei sich -aber groß ist der Unterschied trotzdem nicht. Auch die Menschen lieben ihre Familien.“
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