Kosmische Mahlzeit
Da sitzen sie
um den kreisrunden Tisch
und verzehren friedlich alte Zeiten,
nehmen Paprikaspeck
zu weißglühenden Gasbällen
und naschen
Eiszeiten am Stiel
mit großer Begeisterung
zwischen den einzelnen Gängen.
Als klein Lisa,
nachdem sie sich artig den Mund
von einigen griechischen Dichtern
abgewischt hat,
nach dem nächsten Urknall verlangt,
lacht Papa laut schallend auf
und einige glitzernde Tage
kollern ihm fröhlich über die Wangen.
Für eine Weile stimmen sie
allesamt in sein Gelächter ein.
(© 1979 Walter Kiesenhofer)
neues land
ist ein weit land :::::
sandsand offen himmel und
oase etwas skorpiongras palmig und
trocken sehr sonneseitig
da seh ich perlen vor dem taghimmel
geheimnisvoll glimmend
sind wort’ von spatzendächerntrauben
sind stehlampen im morgengrau
sind weise wort’ und tau
braucht tod zum sein
wasser in sandsand
macht gut bluehen
danke dank!
(© 2000 Walter Kiesenhofer)
freedom & god
löst mir die klammernden
dogmen vom hals
presst mich nicht länger
zwischen trockene
buchdeckel ein
tut meinen ohren nicht
weiterhin mit worten und worten
und worten und worten
gewalt an
sucht mich nicht länger
in euren steinernen häusern
denn dort findet ihr
nicht einmal euch
selbst!
(© Walter Kiesenhofer)
komm
nachtwallender
mantelrochen
strohhalmgedachte
parolen
kannibalengeschwafel
ein rilkegedicht
halbgares wurmgeflügel
das hauptgericht
anschließend
ein frommes gebet
auf das nachtkästchen
gelegt
komm,
nachtwallender mantelrochen,
komm !
(© 2005 Walter Kiesenhofer)
andromeda im zenit
als ich heute mittag unerwartet
die bunte schale
meiner kindheit wiederfand,
warst du mit deinen wirklichkeiten
längst weitergezogen.
wollte ich dich einholen,
um dir noch vor der nächsten ampel
meine ersten jahre zu zeigen,
müsste ich den radius
deines himmels neu berechnen
und unsere alten gebetsfahnen
zwischen den eicheln und bucheggern
der vergangenheit hervornesteln.
andromeda steht hoch im zenit,
wenn dein verlorenes wissen
die alten mantren neu bemalt
und sich den plejaden
vorbehaltlos öffnet.
die neuen lichter
hinter dem sirius
beunruhigen dich keineswegs,
hast du doch das tote meer
lange schon vor augen,
lass deine gedanken eine weile
wie lämmer weiden
und setz dich mit mir
an das diesseitige ufer
der worte!
(© 2004 Walter Kiesenhofer)
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