Seerosen
Seerosen blühen
verborgen
unter dem
grauen Kopfsteinpflaster.
Lasst uns
die Straße
entzwei reißen!
(© Adriana Wipperling, Februar 2005)
einfach faul
heute
liege ich
als satter kringel
in der talmulde
schlürfe
die sonne
schmelze
Über den rand
krieche
mit den blindschleichen
zwischen mohnblumen
und geröll
das abendrot versickert
es brodelt
in den blütenkelchen
als magma
morgen
morgen
(© Adriana Wipperling, März 2007)
Outside
An manchen Tagen
sehe ich
die Zeit
aus morschen
Dachbalken rieseln.
Sumpfgas mieft
unter wurmstichigen
Dielenbrettern.
Ich kann nicht
bleiben.
Reiße
die Tür auf.
Eiskalter Wind
bläst mir entgegen.
Ich habe mir
noch keinen
warmen Pullover
gestrickt.
(© Adriana Wipperling, April 2007)
Finstere Zeiten
Der Mief der Vorzeit
ätzt die Farbe
von den Wänden
der Häuser,
das Fleisch
von den Knochen
der Menschen.
Nebelkälte.
Am Horizont
glühen Laternen
wie Irrlichter.
Fackeln,
Brandreden,
Blutegel im Kaffee,
haarlose Ratten,
zahnlose Gesichter.
Totenfeier
für einen Mann
mit wachen Augen.
Der Strick
um seinen Hals
ist aus chinesischer Seide.
(© Adriana Wipperling, Januar 2005)
lasst uns fliegen
lasst uns fliegen
hoch über der stadt
wo der regen
noch süß schmeckt,
die vögel
auch im winter singen
und die sonne
so nah ist
lasst uns fliegen
hoch über der stadt
wo wir
den brennenden müll
nicht mehr riechen
wo faule eier
uns nicht treffen
und die flut
uns nicht wegspült
lasst uns schweben
wenn ich dich küsse
lasst uns abheben
und fliegen
(Adriana Wipperling, Januar 2005)
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