Worte des großen Surak

Bedenke, bevor du dein Leben oder deine Arbeit mit einem anderen teilst: Unwissenheit ist der größte Feind der Logik. Indem du dem anderen Informationen vorenthältst verhinderst du bei ihm logisches Denken und erniedrigst ihn. Es kann sein, daß dadurch sein Denken und Handeln irrational und destruktiv wird. Es kann sogar sein, daß Emotionen seinen Verstand vollständig überwältigen und ihn zum Tier werden lassen. Du vergrößerst damit die Entropie und beschleunigst den Hitzetod des Universums…. Versuche niemals, einen anderen durch Bruchstücke deines Wissens oder Unwahrheiten zu manipulieren! Wenn der andere nicht bereit ist für deine Wahrheit, so meide lieber jeden Kontakt zu ihm. So ehrst du zwar nicht das Cthia aber du erniedrigst es auch nicht. Indem du den anderen seinen eigenen Gedanken überläßt, läßt du das Universum unberührt.

(Aus: Anneliese Wipperling, “Der weite Weg zur Erde”)

Es gibt Dinge im All, die die Entropie gleichzeitig fördern und mindern. So wie der Staub, der Strukturen zerstören und schaffen kann. Er kann Quellen verschütten und Kanten abschleifen… aber er bildet auch makellose Formen im Wind. Solche Dinge, die an sich weder gut noch böse sind, garantieren die Dauerhaftigkeit des Universums. Wir Vulkanier haben nicht mehr Einfluß als Saronkäfer, deren Spuren verwischt sind noch ehe die Nacht kommt. Das sollte uns Bescheidenheit lehren.

(Aus: Anneliese Wipperling, “Der weite Weg zur Erde”)

 

Wenn du deine Hand ausstreckst, um jemand zu berühren, dann denke daran, daß ein anderes Universum auf dich wartet… ein Universum, in dem vielleicht andere Gesetze herrschen, als in deinem… ein Universum, das vielleicht nicht kompatibel ist mit deinem. Im schlimmsten Fall können in beiden alle Sonnen erlöschen und das Leben auf den Planeten im Eis erstarren. Die Logik und die sorgfältige Beobachtung eurer Nehaus wird dir helfen, dich richtig zu entscheiden. Wenn eure Universen in Harmonie verbunden sind, wird ein größerer Raum mit gleichen Gesetzen geschaffen und die Entropie wird vermindert. Du bist verantwortlich für das Gedeihen des Lebens im eurem gemeinsamen Universum… dein Partner ist es ebenfalls… wer eine Bindung ohne Grund beendet, tötet mehr, als es den Anschein hat.

(Aus: Anneliese Wipperling:, “Der weite Weg zur Erde”)

 

Wer dem Fremden begegnet, fühlt sich oft abgestoßen von Bräuchen, die auf den ersten Blick unverständlich und grausam wirken. Um das Cthia zu ehren ist es jedoch notwendig, die eigenen Gewohnheiten nicht zum allgemeinen Maßstab zu erheben. Es ist erst einmal notwendig, Ursachen und Zweck dieser Sitten zu ergründen.

Danach sollte man sich vor allem diese Fragen stellen: Wem nützt und wem schadet es? Wird jemand gezwungen, gegen seine Natur oder seine Überzeugung zu handeln? Werden bestimmte Personen erhöht und andere gedemütigt? Haben die Gemeinschaft und der Einzelne die Chance, sich entsprechend ihren Begabungen zu entwickeln? Wird das Wohl der Vielen und der Wehrlosen ausreichend berücksichtigt? Sind unsere eigenen Ansichten wirklich so makellos, daß alle anderen Versuche, das existentielle Problem intelligenter Wesen zu lösen, verstoßen werden müssen?… Verwechseln wir vielleicht Selbstbewußtsein mit Arroganz?

Manchmal zeigt sich, daß die auf den ersten Blick abartigen Bräuche der Fremden äußerst sinnvoll sind, daß ihre Logik und Ethik genauso akzeptabel ist wie unsere eigene. Die Begegnung mit dem Fremden ist immer eine Möglichkeit, zu lernen und sich an der unendlichen Mannigfaltigkeit des Universums zu erfreuen… Bedenken wir auch, daß das Fremde nicht immer bei den fernen Sternen gesucht werden muß, manchmal befindet es sich direkt vor unserer Haustür…

(Aus: Anneliese Wipperling, “Der weite Weg zur Erde”)

 

Die Turuska haben ihr Volk vor der Ausrottung bewahrt, indem sie aus der Liebe der Krieger und ihrer Bindung zueinander einen unbezwingbaren Wall um jedes Zeltdorf und jede Familie schufen. Ich bin ein Teil des Speers, der seit vielen Generationen das Herz Eures Volkes zerfleischt… mein Mitgefühl ist irrelevant, gemessen an Eurem Leid. Ich bin mitschuldig, weil meine Vorfahren einst aus dem verbrannten Wald kamen und die dunkelhäutigen Stämme Vulkans versklavt und ausgebeutet haben, seit sie ihre besonderen Fähigkeiten erkannten. Auch wenn ich selbst ein Mann des Friedens bin und mir jegliches Blutvergießen zuwider ist… es steht mir nicht zu, von den Ah’Maral zu fordern, daß sie ihre Waffen einfach niederlegen und uns vertrauen sollen.

(Aus: Anneliese Wipperling, “Der Älteste Krieger”)

 

Sie haben recht, das Verstoßen aller Gefühle ist möglicherweise kein Allheilmittel gegen die grausamen Übel unserer Welt. Es gibt Empfindungen, die kostbar und nützlich für die Vielen sind. Wenn es nur nicht so unendlich schwer wäre, sie zu erkennen und von ihren schädlichen Imitaten zu unterscheiden! Ich zweifle sehr daran, daß wir dem Normalvulkanier diese Aufgabe aufbürden können.

Wahre Liebe und verbrecherische Besessenheit, Hingabe an ein großes Ziel und heillose Verblendung… wer ist schon immer in der Lage, das Cthia zu ehren und all das makellos zu trennen?

Unser Ich ist Teil des Meßsystems… und das macht uns besonders hilflos, wenn es um uns selbst geht. Sogar ein Philosoph mag daran verzweifeln… dürfen wir von einem einfachen Gärtner etwas fordern, womit selbst ein hoch gebildeter Mann große Schwierigkeiten hat? Sie schreiben, daß wir unseren Instinkten folgen sollen, daß sie manchmal weiser sind als unsere Logik.

Ich habe nicht soviel Vertrauen in die Natur der Vulkanier. Vielleicht ist Ihr Volk dazu fähig… aber wir, die wir aus den verbrannten Wäldern entkamen, wurden von einer ungezügelten Entropie auserwählt… auf uns kann und darf man nicht bauen! Aber es stimmt, was Sie sagen: Die pure Logik läßt uns nicht über uns selbst hinauswachsen. Sie befähigt uns nicht zur Hingabe… einer Eigenschaft, die manchmal notwendig für das Überleben ist. Ich habe keine Lösung für dieses Problem. Ich kann nur hoffen, daß Vulkan niemals auf so unbarmherzige Weise geprüft wird! Mögen wir lange in Frieden leben und uns an den Früchten der Logik erfreuen! Mögen wir erfolgreich und sicher sein! Der Gedanke an etwas anderes erfüllt mich mit heilloser Furcht

(Aus: Anneliese & Adriana Wipperling, “Für Vulkan leben und sterben”)

 

Als ich noch jünger war, hoffte ich, daß man eine makellose Gesellschaft schaffen könnte, daß es ausreichen würde, alle irrationalen Gefühle zu verstoßen… und Vulkan würde endlich unschuldig und rein werden …

Inzwischen weiß ich es besser. Die Verbrechen aus Leidenschaft sind in der Tat weniger geworden. Nur sehr ungebildete Vulkanier aus unterprivilegierten Häusern und Kranke sind noch dafür anfällig. Durch bessere Heilmethoden der Gedankentechniker und mehr soziale Gerechtigkeit könnte man diesen Rest Irrationalität zum größten Teil überwinden.

Aber damit haben wir das Böse nicht ausgerottet, sondern nur verändert. Es kann sich, genau wie die Sexualität, in jeder Lebensäußerung eines Vulkaniers einnisten und verbergen. Es ist besonders gefährlich, grausam und gnadenlos, wenn es sich mit emotionsloser Logik verbündet.

(Aus: Anneliese Wipperling, “Logik aus der Kälte”)

 

Bösartigkeit und Rachsucht sind wie eine ansteckende Krankheit. Sie bleibt nie auf ein Volk oder eine Klasse beschränkt. Irgendwann wird die entfesselte Entropie die ganze Gesellschaft deformieren und verderben. Kunst und Wissenschaft können nur noch perverse Monstren produzieren, Männer und Frauen werden einander quälen, statt liebevoll zusammenzuleben und ihre vergessenen Kinder werden wie herrenlose Tiere umherstreunen und wehrlos dem Bösen verfallen. Wir sind unfähig, mit unseren Gefühlen verantwortungsbewusst umzugehen. Wir müssen sie an der Wurzel packen und gnadenlos ausreißen. Nur die reine, kühle Logik vermag uns noch zu retten.

(Aus: Anneliese Wipperling, “Die Parias aus der Karminroten Stadt”)

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