Aus tiefstem Inneren

Mal ehrlich: Habt ihr auf irgend einem Schiff der Sternenflotte schon mal irgendwo ein Klosett gesehen? Wir nicht!
Da fragt man sich natürlich, wie unsere Helden das wohl machen: Stundenlang auf der Brücke im Einsatz und niemand darf seinen Posten verlassen, weil ansonsten gleich irgendwas assimiliert oder in die Luft gejagt wird…

eine Glosse von Anneliese und Adriana Wipperling

Kennt ihr das nicht auch? Es ist Freitagabend, 20.15 Uhr, und ihr setzt euch erwartungsvoll vor den Fernseher, um die neuesten Abenteuer von Captain Janeway und ihrer Crew zu verfolgen.
Meistens passiert es irgendwann in der zweiten Hälfte der Folge… Die Borg, die Hirogen oder was für Fieslinge auch immer greifen die VOYAGER an, alle möglichen Crewmitglieder, die selbstverständlich nicht zur Stammbesatzung gehören, werden von allen möglichen Explosionen durch die Luft geschleudert und Captain Janeway schnappt sich die größte Knarre, die sie finden kann, um die bösen Jungs ein für allemal von ihrem Schiff zu jagen…

Ist es nicht verdammt ärgerlich, wenn ausgerechnet in so einem spannenden Moment das Bier anfängt, zu drücken? Ihr klebt mit den Augen am Bildschirm, möchtet beim besten Willen nichts verpassen – aber das Bier muß ja trotzdem raus. Und die nächste Werbepause ist noch soooo weit entfernt! (bzw.: Falls ihr zu den glücklichen Usern von Premiere World gehört, kann das Drama noch ganz andere Ausmaße annehmen.)
Da fragt man sich natürlich, wie unsere Helden das wohl machen: Stundenlang auf der Brücke im Einsatz und niemand darf seinen Posten verlassen, weil ansonsten gleich irgendwas assimiliert oder in die Luft gejagt wird…
Und jetzt seid mal ganz ehrlich: Habt ihr auf irgend einem Schiff der Sternenflotte schon mal irgendwo ein Klosett gesehen? Wir nicht!

Andererseits ist es bewiesen und dokumentiert, daß auch Star-Trek-Charaktere ab und zu mal essen oder trinken. Nun ja… was irgendwo rein kommt, muß in den meisten Fällen auch wieder raus.
Das ganze wäre vollkommen unlogisch und widersinnig, gäbe es im 24. Jahrhundert nicht eine wunderbare Technik, um solche Probleme zu lösen: Das Beamen.
Unsere – selbstverständlich durch nichts bewiesene – Theorie lautet folgendermaßen: Überall im Schiff gibt es unter Tischen, Konsolen usw. versteckte Knöpfe: Braun für … und gelb für … na, ihr wißt schon! Wann immer ein Crewmitglied von einem bestimmten Bedürfnis geplagt wird, betätigt es diskret einen dieser Knöpfe. Ein Sensor ermittelt die DNS des Bedürftigen, der Schiffscomputer steuert die anatomischen Daten bei – und schon kann’s losgehen! Ganz gezielt werden die lästigen Produkte ins All gebeamt. Effizient und sauber! Sichtlich erleichtert kann der Sternenflottenoffizier wieder ungestört seinen Pflichten nachgehen.
Klingt doch toll, oder? Vor allem Personen mit gewissen Verdauungsproblemen dürften sich jetzt mit einem neidvollen Seufzen zurücklehnen.

Aber leider gibt es noch ein kleines technisches Problem: Das, was da ins All gebeamt wurde, ist schließlich ganz solide Materie, die nun in Form winziger vereister Klumpen das Schiff umkreist! Auf die Dauer kann sich da ein richtiger Meteoritenschwarm ansammeln… Und was passiert dann erst bei Warpflug? Das Schiff würde jedesmal einen Kometenschweif aus gefrorenem … na, ihr wißt schon, was … nach sich ziehen. Und das wäre doch auch nicht im Sinne des Erfinders!
Also existiert sicher eine Vorschrift der Sternenflotte, daß die nähere Umgebung des Schiffes mindestens drei mal täglich mit einem breit gefächerten Phaserstrahl gesäubert werden muß … Na bitte – Problem beseitigt!
Ab und zu gibt es dann so ein geheimnisvolles Leuchten am Himmel, das die Bewohner primitiver Welten für ein Zeichen ihrer Götter halten dürften – und die Bewohner etwas weniger primitiver Planeten für eine Supernova.

Allerdings ist solide Materie noch lange nicht aus der Welt, nur weil sie von einem Phaser verdampft worden ist. Das weiß jeder, der in Physik auch nur ein ganz kleines bißchen aufgepaßt hat. Nein, diese Materie schwirrt nun in Form von Molekülen und Atomen durchs All und bildet dabei allerlei interessante organische Verbindungen. Wer weiß, vielleicht ist ja so manche Keimzelle für zukünftige Generationen von Weltraumwesen darunter!
Obwohl… Wenn man sich vorstellt, daß Raumfahrer vor Millionen von Jahren ebenfalls… und daß wir alle hier das Produkt von irgendwelchen unappetitlichen Hinterlassenschaften längst ausgestorbener Aliens sein könnten…
Brrr, wie scheußlich! Ab ins Klo damit!!!

P. S.: Wenn man bedenkt, mit wie vielen Werbepausen SAT.1 eine einzelne Serienfolge zerhackt, ist der Aufhänger zugegebenermaßen total unrealistisch. Aber Satire lebt schließlich von drastischen Übertreibungen. Und diese hier – das können wir euch versichern – kam aus unserem tiefsten Inneren!

© Adriana & Anneliese Wipperling 2001

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