Die Magnetische Stadt: 2014 Collection of Science Fiction Stories [Kindle Edition]

Die Anthologie, wo Adrianas Geschichte „Neujahrsapoklyske“ veröffentlicht wurde, ist seit 21.07.2015 als eBook schon bei Amazon.de erhältlich:

http://www.amazon.de/Die-Magnetische-Stadt-Collection-Science-ebook/dp/B012ADQTJK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1437559011&sr=8-1&keywords=die+magnetische+stadt
BTW: 3,49 € ist nun wirklich nicht teuer (liebguck) :).

Die Print-Version kommt vorausssichtlich Ende August.

Und noch ne kleine Leseprobe:

Ich werde wach und das Licht fällt in Streifen auf weiße Wände. Komisches, rötliches Licht, irgendwie viel zu hell. Ich richte mich vorsichtig auf … Aua, mein Schädel! Wo bin ich? Was mache ich hier? Meine Wohnung ist das nicht. Warum schlafe ich in Klamotten, mit einem Laborkittel zugedeckt? Und dann diese fiesen Kopfschmerzen …
Langsam kommen die Erinnerung zurück. Nach der Sylvester-Party hat sich jeder von uns auf irgendeine Couch fallen lassen und ist auf der Stelle eingeschlafen. Hier gibt es in fast jedem Büro ein Sofa – Wissenschaftler neigen dazu, bis spät in die Nacht zu arbeiten.
Irgendwo muss doch meine verdammte Handtasche sein … und da drin ist noch eine Aspirin … hoffe ich. Aber auf nüchternen Magen kann ich die nicht nehmen.
Ich schau mich verzweifelt um, ob es irgendwo was zu Futtern gibt, wenigstens eine Schale Erdnüsse. Bis jetzt sehe ich nur Bücher, Regale bis zur Decke. Das eine oder andere Poster von einer Galaxie oder einem Stellarnebel. Auf der Fensterbank steht ein einzelner, halb vertrockneter Kaktus. Irgendwie kommt mir der Raum bekannt vor. Klar, es ist das Büro von Professor Eisenstein.
Auf dem Schreibtisch, hinter einem der Papierstapel, die sich neigen wie der schiefe Turm von Pisa, entdecke ich eine Tüte. Ob da was Essbares drin ist? Cracker vielleicht? Ohne lange zu überlegen, reiße ich sie auf, werfe mir ein paar in den Mund.
Hm, eigenartiger Geschmack für Cracker. Wahrscheinlich zehn Jahre über dem Verfallsdatum, wie ich Professor Eisenstein kenne.
„Die waren eigentlich für Jans Katzen bestimmt“, bemerkt eine spöttische Stimme hinter mir.
Ich wende mich um, in meinem Schädel tanzen die Zwerge Polka. Matte kommt mir entgegen geschlurft, die Haare zerzaust, die Augen verquollen, lächelt er mich schief an.
„Ich habe gerade Katzenfutter gegessen?“, hakte ich mit leichten Widerwillen nach.
„Katzen-Trockenfutter. Aber das Gute von Iams.“ Mit diesen Worten hält er mir die Hand hin. „Kannst mir auch was geben. Das Zeug hat wenigstens Vitamine.“
Jetzt merke ich, wie mein Magen knurrt. Verdammte Kerle – haben literweise Bier ran geschafft, aber nichts zum Frühstück.
„Im Kühlschrank sind nur noch Käsewürfel und eingelegte Peperoni. Die halbe Tüte Chips, die im Konferenzraum lag, hab ich aufgegessen, sorry“, fährt Matte fort.
„Mist“, knurre ich. Mir bleibt nichts weiter übrig, als noch eine Handvoll Katzenfutter zu fressen, damit ich endlich eine Kopfschmerztablette nehmen kann.
„Gibt es hier Duschen?“, frage ich.
Matte nickt. „Neben den Laborräumen, eine Etage tiefer.“
„Danke.
Als ich auf den Flur hinaus trete, fällt mir wieder dieses unnatürlich grelle, rötliche Licht auf. Mann oh Mann, ich habe echt zu viel getrunken. Wahrscheinlich halluziniere ich oder habe komische Wahrnehmungsstörungen.
Während in der Dusche das heiße Wasser über meinen Körper läuft, wünsche ich, es könnte nicht nur den Schweiß des letzten Jahres, sondern auch dieses ungute Gefühl abwaschen: ein Gefühl, als ob etwas ganz und gar nicht stimmt.
Mein Spiegelbild zeigt eine Frau mit langem, dunklem Haar, das ihr wirr über die Schultern hängt, einem blassen Gesicht und großen, besorgten dunkelbraunen Augen. Ihre dicken Augenringe verhindern heute leider, dass sie jünger als zweiunddreißig aussieht.
Ich versuche, mit etwas Make-up mein Gesicht wieder herzustellen, ziehe mich an und steige die Treppen zu den Büroräumen hoch. Vielleicht hat das flaue Gefühl in meiner Magengrube nur mit Restalkohol zu tun – oder damit, dass ich heute Chris gegenübertreten muss und er mir sicherlich den Kopf wäscht.
„Ich geh mal rüber zur Tanke und hol uns was zu Essen“, sage ich zu Matte, der gerade an der Kaffeemaschine steht.
„Ja, okay, danke. Vergiss den Orangensaft nicht.“
„Alles klar!“
Matte wendet sich um, „Der Saft ist für Nagi. Wenn er richtig wach werden soll, braucht er davon ein paar Liter. Das ist sozusagen sein Kaffee.“ Er scheint einen Moment zu überlegen, dann schnappt er sich seine Geldbörse und läuft mir nach. „Warte … Du kannst keine ganze Kiste Saft alleine tragen!“
Wir kommen am Aufenthaltsraum vorbei, wo Professor Eisenstein immer noch auf der weichen dunkelroten Eckcouch liegt und leise schnarcht. Auf dem Boden neben ihm schwimmt in einer Wanne voll Wasser eine Art grüner Gymnastikball, aus dem etwas Luft abgelassen wurde. Nagi. Der Tannari hat sämtlich Tentakel eingerollt und die Stielaugen eingezogen.
„Der schläft wie ein Stein“, sagt Matte.
„Ja, so mancher moosbewachsene grüne Findling im Bayrischen Wald sah ähnlich aus.“
Matte lacht und wir treten hinaus in die frische Luft.
Die gar nicht mehr so frisch ist.
Ich öffne sofort den Reißverschluss meiner Jacke, Matte ebenso. Es ist warm, viel zu warm.
Wir blicken einander verwundert an. „Sollte es nicht kälter werden? Aber das sind fast zwanzig Grad. Plus – nicht Minus!“
„So viel zum Wetterbericht“, muss ich Matte zustimmen.
Er hebt den Blick gen Himmel – und schließt geblendet die Augen. „Gott, was ist denn das? Hat uns der Prof was in den Schnaps getan?“
Matte sieht es auch. Also halluziniere ich nicht. Obwohl mir lieber wäre, ich täte es.
Denn was ich sehe, wenn ich die Hand schützend über die Augen halte, kann nicht wahr sein: Die Sonne ist viermal so groß und der Himmel zartrosa statt blau.
„Als wäre die Erde näher an die Sonne gerückt“, stelle ich mit belegter Stimme fest.
„Rotverschiebung.“ Eine Mischung aus Erkenntnis und Panik flackert in Mattes Augen auf.
„Jan macht doch so etwas nicht wirklich, oder? Dope in den Schnaps tun, meine ich.“ Meine Stimme klingt ängstlich und flach.
Matte schüttelt den Kopf. „War nur ein Scherz. Er hat in seiner Jugend ab und zu mal Gras geraucht – das war alles.“
„Aber wenn das kein Drogentrip ist – was ist es dann?“

 

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