Geliebter Feind

Cardi-Alarm! Als feindliche Soldaten die Tür einschlagen, befürchtet eine Siedlersfrau das Schlimmste. Aber …

Star Trek Story von Anneliese Wipperling

Cora Travis stand in der Küche und bereitete das Abendessen für ihre kranke Schwiegermutter zu: eine kräftige Suppe, Weißbrot, Kräutertee … der Bauernhof ihres Mannes ging gut und er hatte natürlich für seine Mutter nur das Beste eingepackt. Cora summte leise vor sich hin, während sie die dünnen Schnitten mit Butter bestrich. Sie fühlte sich wohl … sicher, die Schwiegermutter nörgelte gern herum … andererseits hatte ihr Sohn das auch ziemlich gut drauf. Es machte keinen Unterschied und ein paar Tage Ferien von der schweren Landarbeit taten richtig gut. Zwei der sechs Monde von Zelinda vier schienen grell und weiß zum offenen Fenster herein. Cora überlegte schmunzelnd, wie ein Werwolf, wenn es ihn denn gäbe, auf ihrem Kolonieplaneten nahe der cardassianischen Grenze wohl zurechtkommen würde. Vermutlich wäre seine menschliche Seite schon bald verkümmert, denn irgendein Mond hing immer am Himmel. Der Wind wehte Fliederduft herein. Die weiß blühenden Büsche stammten, wie alle Nutz- und Zierpflanzen, von der guten alten Erde. Schließlich wollte man – Pioniergeist hin oder her – ein Stückchen Heimat unter dem Fenster. Das Zeug, was von selbst auf Zelinda vier wuchs, war weder den Augen noch den Mägen der Menschen angenehm … also weg damit!
Plötzlich zerschnitt ein schrilles Heulen die friedliche Stille der winzigen planetaren Hauptstadt: Cardialarm! Cora schaltete hastig den Herd ab, schloss das Fenster und löschte überall das Licht. Ihre Glieder waren steif vor Schreck, ihre Gedanken überschlugen sich: „Schnell, die Außentür … zweimal zuschließen und verriegeln … mein Gott, wir sind ganz allein im Haus … am besten noch eine Truhe davor schieben … und die Fensterläden … jetzt muss ich noch einmal aufmachen und die Fensterläden … ganz leise … wenn die Cardis es klappern hören, sind wir verloren … und nun ins Schlafzimmer … sei still, Mutter … die hören womöglich sogar unser Flüstern … die müssen denken, dass keiner da ist … vielleicht nehmen sie dann nur ein paar Wertsachen und verschwinden wieder … verdammt, hätte ich nur nicht die Truhe vor die Tür … jetzt können sie sich denken, dass jemand im Haus ist, jemand, der Angst hat und nicht kämpfen kann!

Ganz allmählich legte sich das Getöse in Coras Kopf … nicht, dass sie sich wirklich beruhigt hätte … nein, eine stumpfe, lähmende Gleichgültigkeit hatte sie überwältigt. Die Cardis waren wie eine Seuche, eine Insektenplage, ein Buschfeuer. Sie und ihre Schwiegermutter konnten nur geduldig abwarten, bis die Angreifer sich ausgetobt hatten … und hoffen, dass sie danach noch lebten. In New Hamburg gab es zwar eine gut bewaffnete Bürgermiliz – wenn die Angreifer keine regulären Soldaten waren, hatte sie sogar durchaus eine Chance – und in jedem Haushalt befand sich normalerweise ein Waffenschrank mit Phasergewehren … nur leider war das der Schwiegermutter schon längere Zeit defekt und sie hatte es, vergesslich, wie sie im Alter geworden war, nicht reparieren lassen. Cora kroch resigniert zu ihr unter die Bettdecke und betastete besorgt das Küchenmesser unter ihrem Kopfkissen.
Draußen schrien Leute, fauchten Schüsse, grelle Entladungen zuckten auf, es krachte ein paar Mal heftig … verdammt, das waren Bomben! Also hatten sie es doch mit Militär zu tun und die Jungs von der Bürgerwehr waren womöglich bereits zum größten Teil vaporisiert! Cora ließ das Messer los und griff am, ganzen Körper zitternd, nach der Hand ihrer Schwiegermutter. In dem Augenblick donnerten Tritte und Schläge gegen die Tür, Holz und Plastik splitterten, Metall kreischte … dann waren sie drin.

Die Stimmen der Cardis dröhnten laut durch die stillen Räume der Wohnung. Einen irrationalen Augenblick lang verabscheute Cora die Erfinder sämtlicher Universalübersetzer. Tierlaute hätten zu den primitiven Bestien da draußen viel besser gepasst … obwohl es natürlich nützlicher war, zu wissen, was sie vorhatten.
„Piekfeine Bude!” meinte einer der Angreifer zufrieden.
„Die haben sogar Essen für uns gemacht!” lästerte ein anderer. „Das Zeug schmeckt nicht einmal schlecht.”
Dann hörten die beiden Frauen, wie das Mobiliar im Wohnzimmer polterte, die teuren Gläser in der Schrankwand klirrten und einige davon zerschellten.
„So ein Plunder”, knurrte der erste Cardi. „Was soll ich mit diesem geschmacklosen Zeug? Die müssen doch irgendwo ihr Latinum haben … und ihre Klunkern.”
„Ich hab sie!” frohlockte der Verfressenere der beiden. „Fünf Barren und acht Streifen Latinum, der übliche verschnörkelte Goldschmuck, sogar echte Diamantohrringe … das kann man gut verkaufen.”
„Hier ist überall nur Weiberkram”, murmelte der Erste versonnen. „Und die Truhe vor der Tür … vielleicht finden wir noch etwas Leckeres …”

Cora verkrampfte sich vor Angst und ihre Schwiegermutter atmete plötzlich schwer. Dann rissen die Kerle die Schlafzimmertür auf und kamen langsam und prahlerisch mit schussbereiten Waffen herein. Sie trugen graue Brustpanzer, enge schwarze Hosen, klobige Stiefel … es war tatsächlich reguläres Militär. Cora sprang auf und hob mit einer ungeschickten Geste das Küchenmesser.
„Aber Süße”, säuselte der größere der Cardis ironisch, während er ihr die unzureichende Waffe blitzschnell aus der Hand riss. „Willst du mit dem mickerigen Ding da etwa unsere Brustpanzer aufschlitzen? Das ist doch mehr als übertrieben … schließlich meinen wir es nur gut mit euch. Es sollte euch eine Ehre sein, dass wir eine minderwertige Spezies wie die Menschen …”
„Hau ab, du Bastard!” schrie Cora wütend. „Wag es ja nicht oder …”
Harte Männerhände verdrehten ihre Arme so brutal, dass sie vor Schmerz aufkeuchte. „Oder was?” fragte der kleinere Cardi provozierend, packte ihr Hauskleid und riss es mit einem Ruck bis zum Bauchnabel auf. Sekunden später lag sie halb nackt auf dem Bettvorleger, ihre Handgelenke waren mit dem BH auf dem Rücken gefesselt. Sie schrie verzweifelt und stieß mit den Beinen wild um sich, aber das nützte ihr nicht viel … nach kurzem Kampf war sie so gut verschnürt, dass sie sich nicht mehr wehren konnte.
„Pack sie in den Sessel, Kamerad … die muss sich erst abkühlen, bevor man etwas Vernünftiges mit ihr anfangen kann. Nehmen wir uns erstmal die Alte vor!”
„Hab keine Lust”, murrte der andere angewidert. „Das ist mir zu unästhetisch.”
Der Größere deckte Coras Schwiegermutter mit einem Ruck auf, schob ihr das lange Nachthemd über den Kopf und verknotete es sorgfältig. Die arme alte Frau konnte nichts mehr sehen. Sie ächzte, während sie versuchte, ihre Arme zu befreien, ihre magere Brust hob und senkte sich krampfhaft … dann röchelte sie kurz und bewegte sich nicht mehr.
„Mist!” murrte der Soldat enttäuscht. „Es gibt also keinen Spaß … aber wir haben ja noch die andere.”

In dem Augenblick betrat ein weiterer Cardassianer das Schlafzimmer … dem golden glänzenden Emblem auf seinem Brustpanzer nach ein Offizier. Er sah sich kurz um und erfasste sofort die Situation.
„Verschwindet, ihr Helden”, knurrte er ärgerlich. „Diese Frau gehört mir! Ihr passt auf, dass uns keiner stört!”
„Dürfen wir hinterher auch …” fragt der Größere erwartungsvoll.
„Nein!” Die beiden Soldaten trollten sich mit unzufriedener Miene.
Cora schloss die Augen und wartete ergeben darauf, dass grobe Hände sie gänzlich entblößen würden, und …
„Es tut mir Leid, wie sich meine Untergebenen aufgeführt haben”, sagte der Cardassianer leise. „Viele der einfachen Soldaten stammen aus ärmlichen Verhältnissen, sind sogar in Slums groß geworden, wo Prostitution und sexuelle Gewalt ganz alltäglich ist. Ich kann natürlich nicht hoffen, dass Sie uns verzeihen.”
Die Siedlersfrau hob vorsichtig die Augenlider … das Gesicht des Fremden war erschreckend nahe … schmal und kantig mit deutlich hervortretenden Schuppen und Erhebungen … ein großer Mund mit geschwungenen Lippen … intelligente graugrüne Augen, die sie mit schwer deutbarem Blick musterten. Der Offizier wollte offenbar plaudern, bevor er ihr Gewalt antat. Cora hatte schon öfter gehört, dass gebildete Cardis sich zuweilen recht eigenartig verhielten. Manche waren völlig pervers … viele ihrer Opfer verstummten danach für immer oder verloren den Verstand – andere waren so verrückt, Liebe von ihren Opfern zu erwarten!
„Ich bin Glin Rijotha Warn”, sagte der Eindringling sanft. „Bitte fürchten Sie sich nicht. Ich habe noch nie einer Frau Gewalt angetan.”

Cora musste innerlich grinsen. Das war eindeutig Glück im Unglück … dieser Cardi war offenbar einer jener gebildeten Weicheier … die Art Mann, für die Marvin nur ein verächtliches Schnauben übrig hatte … Schwachköpfe, die eine Frau besoffen quatschten, statt es ihr ordentlich zu zeigen. Für einen Moment sah Cora die derben Pranken ihres Ehemannes vor sich, wie er sie ohne Umstände packte, reichlich grob an ihr herumknetete und dann … nein, es gehörte sich nicht, den rechtlich angetrauten Partner zu bekritteln … Marvin betrank sich seltener als seine Nachbarn, konnte wie ein Ackergaul arbeiten, ging niemals fremd und er hatte ihr zwei kräftige Söhne geschenkt, die bereits den Pflug recht gut führen konnten. Er war ein guter Mann … und sie eine glückliche Ehefrau.

„Ich heiße Cora Travis … und wenn Sie endlich so nett wären, mich loszubinden.” Der Cardi schnitt tatsächlich mit dem Küchenmesser ihre Fußfesseln durch und schickte sich an, mit ihrem BH das Gleiche zu tun. „Unterstehen Sie sich!” fauchte die Siedlersfrau. „Das Ding hat ganze sechs Streifen Latinum gekostet!”
Glin Warn sah sie irritiert an, dann nahm er sie vorsichtig in die Arme und bemühte sich gehorsam, das mit aller Kraft verzurrte Kleidungsstück aufzuknoten, ohne es zu beschädigen. Der harte Brustpanzer drückte an ihr Gesicht … ohne es zu wollen, nahm sie die Körperwärme und den Duft des Mannes auf. Der Cardi roch – im Gegensatz zu allen Parolen der Siedler – gar nicht einmal schlecht … sehr reinlich und das Parfüm, das er benutzte … leicht herb und irgendwie exotisch. Als er ihre Hände befreit hatte, ließ er sie sofort los. Ein seltsam hungriger Ausdruck stahl sich in seine Augen … irritierend, aber nicht wirklich beunruhigend. Cora hielt das zerrissene Kleid mit beiden Händen zu und funkelte den Offizier herausfordernd an. „Sie haben vorhin gesagt, dass ich Ihnen gehöre … das war doch wohl nicht Ihr Ernst?”
Der selbstbewusste Protest der Siedlersfrau schreckte den Cardassianer nicht ab … im Gegenteil, er begann plötzlich hastiger zu atmen und das Funkeln seiner graugrünen Augen verstärkte sich. „Ich meine immer ernst, was ich sage”, konterte er gelassen und bog behutsam ihre Finger auf …

„Klebe ich ihm jetzt eine oder lasse ich ihn ein bisschen herumfummeln”, überlegte Cora nüchtern, schließlich wollte sie noch ein wenig weiterleben und der Disruptor im Gürtel des Cardis funktionierte bestimmt besser als das Lasergewehr im Waffenschrank … dann fiel ihr auf, was für schöne Hände der Mann hatte … kräftig mit langen Fingern und sauber geschnittenen Nägeln.
Die Berührung des Fremden traf sie wie ein Schock. Noch nie hatte jemand ihre Brüste so sanft gestreichelt, so andächtig mit den Lippen ihre Brustwarzen … und den süßen, ziehenden Schmerz da unten kannte sie auch noch nicht. „Nehmen Sie sofort Ihre Pfoten weg, Sie perverser Wüstling!”
„Möchten Sie das wirklich?” fragte der Offizier mit einem selbstbewussten Lächeln und ließ sie abrupt los. „Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass es Ihnen gefällt …”
„Meine Schwiegermutter ist noch nicht richtig kalt und da kommen Sie und fummeln an mir herum, Sie pietätloses Schwein! Und überhaupt … ich kenne Sie doch gar nicht. Ich schlafe nie mit wildfremden Kerlen!”
„Ich entschuldige mich”, erklärte Glin Warn reumütig. „Ich vergesse immer wieder, dass Menschen einen guten Streit nicht als Vorspiel … Sie sind wunderschön, wenn Sie wütend sind … geradezu unwiderstehlich … wissen Sie überhaupt, was Sie damit bei einem cardassianischen Mann anrichten können?”
Cora schwieg verblüfft, während der Glin zum Bett herüberging, der Schwiegermutter das Nachthemd wieder herunterzog und ihr mit einer sanften Geste die Augen zudrückte. „Soll ich sie ganz und gar zudecken?” fragte er ruhig „… oder haben die Menschen da andere Bräuche?” Er verhielt sich gar nicht wie ein Außerirdischer … jedenfalls nicht im Moment … es war schließlich nicht seine Schuld, dass die alte Frau gestorben war und die Würde der Toten war ihm genauso wichtig wie den Menschen. Als Cora nicht antwortete, zog der Cardassianer die Bettdecke mit einer behutsamen Geste bis zum Hals der Toten.

„Wie kommt ein weißes Schaf wie Sie dazu, eine friedliche Siedlung zu überfallen?” fragte sie spitzer als beabsichtigt und erntete dafür einen bewundernden Blick.
Der Cardassianer brauchte einige Minuten, um eine Antwort zu formulieren. „Ich wurde gleich nach der Militärakademie zu den Grenztruppen abkommandiert”, sagte er ruhig. „Ich habe nicht den Oberbefehl über dieses … dieses Desaster. Mir gefällt das alles auch nicht.”
„Aber Sie machen mit”, konstatierte Cora verärgert. „Sie könnten den Dienst quittieren und einen anständigen Beruf ergreifen!”
„Das ist auf Cardassia nicht so einfach. Technik und Wissenschaft sind bei uns traditionelle Domänen der Frauen. Ein Mann muss, um akzeptiert zu werden, bereit sein, für seine Welt zu kämpfen.”
„Alte Omas umbringen und Frauen flach legen!” Coras Augen blitzten vor Zorn.
Der Offizier überlegte, ob er es wagen konnte, dieser überaus anziehenden Frau seine eigentliche Aufgabe anzudeuten … dass er als Verbindungsmann des demokratischen Untergrundes jene Dissidenten warnen und beschützen sollte, wegen denen der obsidianische Orden die Kolonien der Menschen immer wieder durchkämmen ließ … Männer, Frauen und Kinder, die ein grenznahes Exil dem sicheren Zentralbereich der Föderation vorgezogen hatten, weil sich hier eher eine Möglichkeit ergab, Familie und Freunde wiederzusehen. Nein, wenn diese Frau ihn verriet, war nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr … wer weiß, wie lange er der Folter standhalten konnte. Er musste sie irgendwie überzeugen …

„Sagen Sie bloß, dass Sie hier sind, um die Unschuldigen zu beschützen!” fragte Cora nach einer Weile höhnisch.
Die Lippen des Cardassianers zuckten unmerklich … in seinen Augen war jetzt eine seltsame Mischung aus Trauer und Panik. Er wandte sich ab und starrte auf die geblümte Wand des Schlafzimmers. „Wenn Sie meinen Untergebenen Bescheid sagen, wird Sie niemand anrühren und Sie bekommen sogar eine Belohnung … man wird den Besitz Ihrer Familie für unantastbar erklären”, sagte er leise.
„Also sind Sie tatsächlich ein Dissident!”
„Es spielt keine Rolle, was ich wirklich bin. Da, wo ich herkomme, genügt ein vager Verdacht … die Folter sorgt dann schon dafür, dass der obsidianische Moloch sein Opfer bekommt. Also tun Sie etwas für Ihre Leute! Rächen Sie diese unglückliche alte Frau und sorgen Sie dafür, dass Ihre Familie nie wieder Angst haben muss!”

Es war ganz still in dem gemütlichen Raum. Cora kam die ganze Situation irgendwie unwirklich vor. Die Schwiegermutter sah aus, als schliefe sie friedlich in ihrem Bett. Ab und zu hustete einer der beiden Soldaten im Flur. Der Cardassianer saß entspannt in der typischen Kutscherhaltung mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf auf einem Schemel. „Nun machen Sie schon, rufen Sie die beiden herein”, verlangte er tonlos.
Cora fand, dass er jetzt sehr schön und irgendwie verletzlich aussah. „Warum haben Sie mich eigentlich vorhin angefasst?” fragte sie leise und ging langsam zu ihm herüber.
„Die cardassianische Biologie … als Sie anfingen, mit mir zu streiten … wir funktionieren ein wenig anders, als die Menschen.”
„Warn … ich darf doch Warn sagen?”
„Rijotha ist mir lieber, Warn ist der Familienname …”
„Rijotha, als du mich berührt hast … es hat dir doch etwas bedeutet, oder?”
„Eine Frau, die überall weich ist …” murmelte der Cardassianer verträumt. „Es fasziniert mich schon lange … aber welche Außenweltlerin will schon einen Cardassianer? Wir sind die Pest dieses Quadranten … es ist ganz natürlich, dass uns niemand mag.”
Wenn jemand Cora gefragt hätte, was sie da eigentlich tat und warum sie gar nicht anders konnte … sie hätte es beim besten Willen nicht erklären können. Wortlos kniete sie vor ihm nieder, nahm seine Hände und legte sie auf ihre Brüste.

„Du bist einverstanden? Warum? Eben warst du noch so empört … und nun …” fragte Rijotha ungläubig.
„Ich verstehe langsam, wie viel Mut dazu gehört, auf Cardassia ein anständiger Mann zu sein. Ich werde dich nicht verraten. Du bist für mich der Einzige …”
„Und dein Ehemann?”
„Seine Eltern hatten ein Stück Land … meine Eltern hatten das Stück Land daneben. So ist das nun einmal unter Bauern. Marvin ist nicht schlecht und ich war ihm bisher auch treu … aber Liebe … nein.”
„Und ich habe es aufgeweckt”, flüsterte Rijotha andächtig. „Das ist so, als wäre ich dein erster Mann …” Wenig später lagen sie nebeneinander auf dem Teppich. Cora schnupperte unwillkürlich … da war plötzlich noch etwas anderes … ein herber, natürlicher Duft.
„Du riechst überall so gut”, murmelte sie genießerisch. „Und deine Hände …”

Am nächsten Morgen suchten sie sich aus dem, was die beiden Soldaten übrig gelassen hatten, ein Frühstück zusammen. In Cora war eine seltsame Klarheit … ihre Gedanken waren wie Röntgenstrahlen, die alles durchdrangen und das schäbige Lügengerippe sichtbar machten, das bis jetzt ihrem Leben Halt gegeben hatte.
„Nimmst du mich mit, Liebster?” fragte sie erwartungsvoll. „Ich kann jetzt nicht mehr mit meinem Mann in einem Bett schlafen … verstehst du das?”
„Ja”, antwortete der Cardassianer betrübt. „Ich verstehe alles … aber ich habe eine Mission. Unzählige Leben sind in Gefahr, wenn ich versage.” Auf einmal war es ganz leicht, das Geheimnis offen zuzugeben.
„Aber ich kann und will so nicht weiterleben!” beharrte Cora heftig. „Auch wenn unsere Völker verfeindet sind, ich …”
„Sprich es bitte nicht aus”, unterbrach sie Rijotha sanft. „Ich werde es jetzt auch nicht aussprechen.”
„Aber … sie … meine Leute … sie werden mich verachten … anspucken … töten!”
„Ich nehme dich als meine Komfortfrau zum nächsten interplanetaren Raumhafen mit. Da bleiben uns noch ein paar Nächte. Aber dann müssen wir uns trennen.”
„Warum kommst du nicht mit zur Erde? Niemand wird dir etwas antun!”
„Ich sagte es schon, ich habe eine Mission und außerdem …”
„Was, Rijotha, was?”
„Ein Kämpfer für die Gerechtigkeit muss unangreifbar sein … alles, was er liebt, kann gegen ihn verwendet werden. So ist nun einmal das Gesetz des Untergrunds. Ich will nicht, dass sie dich eines Tages foltern.”
Tränen rollten über Coras Wangen. Sie schniefte heftig, riss mit verschleiertem Blick ein Küchentuch von der Rolle und putzte sich verzweifelt die Nase. „Wie soll ich ein ganzes Leben ohne dich … so viele Jahre!”
„Irgendwann wird Frieden sein”, tröstete sie der Cardassianer behutsam. „Ich werde dich bestimmt wiederfinden.”

Die beiden Soldaten stolperten, jeder mit einer Kanarflasche in der Hand, in die Küche und prallten erschrocken zurück, als sie ihren Vorgesetzten einträchtig mit der Siedlersfrau frühstücken sahen. „Wir haben Hunger … wollten nur nachsehen, ob … ob noch was da ist … zu essen da ist”, stammelten sie.
„Nehmt euch, soviel ihr wollt!” sagte Cora freundlich. „Ich weiß, dass ihr schon das Latinum und den Schmuck aus der Kommode habt … ich zeige euch noch, wo sich das Eingeweckte im Keller befindet. Es wird euch bestimmt schmecken.”
„Madame”, sagte der größere der beiden gleichzeitig verwirrt und dankbar.
„Meine Schwiegermutter ist tot … und ich brauche nichts mehr davon… ich brauche gar nichts mehr außer …” Cora schluckte tapfer. „Außer den paar Nächten bis zum nächsten Raumhafen … nur die Nächte mit Rijotha, mit meinem geliebten Feind.”
„Mann!” flüsterte der kleinere Soldat neidisch. „Die hat es aber erwischt … ich möchte nur wissen, wie unser Glin das angestellt hat. Ob er uns irgendwann ein paar Tricks verrät?”
„Raus hier!” befahl Glin Rijotha Warn vergnügt.

© 2004 by Anneliese Wipperling

 

 

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