Eines vorweg: So negativ, wie die Überschrift vielleicht vermuten lässt, sehe ich Destination Star Trek Germany nicht. Ich habe mich an diesem Wochenende sogar prächtig amüsiert, muss aber ehrlich sagen, dass ich mich auf anderen Events, die weniger kostspielig waren, teilweise besser amüsiert habe. Anders ausgedrückt: Wenn unsere Geldscheine Klingonische Krieger wären, müssten viele von ihnen jetzt umsonst vor den Toren des Sto’Vo’Kor Schlange stehen: Ihr Ende war einfach nicht ehrenvoll und würdig genug .
Zurück zum Anfang der Geschichte.
Da gab es letztes Jahr Gerüchte über eine neue Star Trek Convention aus England, das größte Star Trek Event, das Europa jemals gesehen hat. Vor zwei Jahren waren alle fünf Captains gleichzeitig dort, um die Kajüte zu rocken.
Mit wehmütiger Erinnerung an die tolle Star Wars Celebretion in Essen, dachte ich: So etwas müsste es einmal für Star Trek geben. Schließlich bin ich im Grunde meines Herzens mehr Trekkie als Star Wars Fan, obwohl ich beides mag.
Und dann kam die Destination Star Trek Germany … Mit einen ziemlich unübersichtlichen Preissystem und anfangs recht spärlichen Infos – aber das konnte mich in meinem „Da muss ich hin“-Gefühl nicht schwächen.
Am Freitag, dem 21. Februar war es endlich so weit. Frankfurt empfing mich mit atemberaubenden Wolkenkratzern aus Strahl und Glas, die in der warmen Abendsonne glänzten, ich folgte den Wegweisern zur Destination Star Trek Germany und fühlte mich ins 24. Jh. versetzt, noch bevor ich die Messe überhaupt betreten hatte.
Dort war ich angenehm überrascht, dass es an der Anmeldung keine endlose Schlange und keinen lahmarschigen Con-Staff auf der anderen Seite des Tresens gab.
Die Schlangen kamen später. Speziell am Samstag waren sie sogar die vorherrschende Lebensform auf der DSTG.
Am Freitag war die Menschenmenge noch ziemlich überschaubar, die Vulkanier-, Bajoraner und Trill-Menge viel, viel überschaubarer. Interessante Kostüme gab es leider kaum zu sehen – aber gut, es war Freitag. Das die Mehrheit der Besucher in Schlafanz… äh, Sternenflottenuniformen gekommen waren, sollte meine Begeisterung nicht trüben.
Ich war zurück in der Welt von Kirk, Spock und Picard, wenigstens für drei Tage.
Nichtsdestotrotz musste ich nach der erste Runde durch die spärlich beleuchtete Messehalle, enttäuscht fragen: “War das etwa alles?” Nach meinem Gefühl weniger als zehn Händlerstände, keinerlei Fangruppen, keine Artshow – nur eine Ausstellung mit diversen Uniformen und Props hinter Glas, von denen ich die meisten schon auf der Star Trek Ausstellung in Potsdam-Babelberg gesehen hatte. Gut, letzteres ist natürlich nicht die Schuld der Veranstalter – doch mein naives Trekkie-Herz hatte erwartet, über einen Turbolift durch eine Jeffriesröhre in den Veranstaltungssaal zu gelangen, wo mindestens ein drei Meter langes Enterprise-Modell von der Decke hängt, die Wände mit künstlerischen Star Trek Postern tapeziert sind und an jeder Ecke ein lebensgroßer Star Trek Pappaufsteller Hallo sagt.
Im Grunde wäre ich mit dem Enterprise Modell, den Postern und den lebensgroßen Pappaufstellern (es gab zwar welche, aber die waren viel zu klein) vollkommen zufrieden gewesen. Jedesmal durch eine Jeffriesröhre in den Saal zu kriechen, hätte wohl auf die Dauer die Knie kaputt gemacht .
Statt dessen erwarteten uns lieblos aneinander gereihte Merchendising Stände zwischen schwarzen Trennwänden in einer technokratisch anmutenden Messehalle mit dem Charme eines Großraum-Büros in depressivem Schwarz-Grau. Zwar erinnerte das Ambiente irgendwie an das Innere eines Raumschiffs, jedoch eher an ein primitives Generationenschiff, das von der hellen, freundlichen Enterprise-D so weit entfernt schien wie ein Säbelzahntiger von einer Perserkatze.
Doch die erste Enttäuschung wurde schnell wett gemacht von der entspannten Atmosphäre, wofür sowohl das nette, aufgeschlossene internationale Publikum als auch das professionelle, freundliche Personal sorgten. Es kam jedenfalls schnell ein „We are Family“-Gefühl auf, was bei einer so großen Convention nicht selbstverständlich ist.
Nachdem ich mich mühsam mit der Einstellung angefreundet hatte, dass Deko nicht alles ist, begann die Opening Ceremony. Sie war schön und hat Stimmung in die schwarze Blechgruft gebracht. Ich war beeindruckt von der Menge an Stars, die sich auf dieser Bühne die Ehre gegeben haben, manche hielten beinahe kleine Panels ab, andere sagten so flüchtig Hallo und waren wieder weg, dass ich mir kaum ihre Gesichter gemerkt habe. Doch der einzige wesentliche Unterschied zur Opening auf anderen Conventions war: Sie kostete extra Geld. So wie fast alles auf der Destination Star Trek. Nicht nur für Autogramme, Fotoshootings und ausgewählte Panels wurde der Besucher zu Kasse gebeten – selbst für ein Foto im Borg-Alkoven oder auf der Brücke der Enterprise-D mussten wir erst mal die Latinum-Streifen zücken.
Das waren übrigens auch die einzig wirklich coolen Star Trek Requisiten, die auf dieser Con geboten wurden – abgesehen von der bereits erwähnten Ausstellung und einer klingonischen Relax-Ecke, die allerdings mehr an eine mittelalterliche Tafel aus Game of Thrones erinnerte.
Die Opening mündete direkt in ein Konzert von Tim Russ, der seit seinem letzten Besuch auf der Fed Con nichts von seiner Power und seinem Charme verloren hat. Das erste Highlight der DSTG: Rock, Country, Schmusesongs – da war für jeden etwas dabei.
Leider hat uns die anschließende Disco-Mucke recht schnell in die Flucht geschlagen, so war ich schon vor Mitternacht im Bett und am nächsten Morgen gegen 7:30 wach.
Das war von Vorteil, denn ich hatte am Freitag eine First Contact Uniform erworben, die ich am Haupt-Conventiontag unbedingt ausführen wollte. Allerdings fehlte mir dazu ein wesentliches Detail: Der passende Unterzieh-Rolli. Kein Problem, dachte ich. Wozu gibt es gleich um die Ecke die Skyline Plaza, eines der größten Shoping Center Frankfurts?
Leider hatt ich verdrängt, dass man in Läden wie H & M oder New Yorker nie etwas findet, wenn man was ganz Konkretes sucht.
Weil ich meinen Eintritt für die DSTG und nicht für die Skyline Plaza bezahlt hatte, ging ich sehr zielgerichtet vor: Die Lage peilen, potenzielles Zielobjekt einkreisen, sicherstellen, im Selbstversuch examinieren, auf zum nächsten Fashion-Planeten. Willensstärke beweisen bei all den schicken Klamotten, die überall rumhängen, aber für die Mission völlig nutzlos sind . Obwohl ich meine Suchparameter schon auf Blusen und Poloshirts ausgedeht hatte, wurde ich erst nach einer Stunde und zehn Geschäften endlich fündig. Ich frage mich, ob mich das für Shopping Queen qualifiziert. Leider wird dort eher selten nach Zubehör zu Sternenflottenuniformen gefragt.
Meine Füße taten jedenfalls schon weh, bevor ich auf der Destination war.
Zum Glück ging dann bald das Panel von Karl Urban los. Er ist zugeben der einzige, für den ich mir ein Talk-Ticket gekauft habe, da ich William Shatner und Brent Spiner schon auf der Fed Con erleben durfte. Zwar bin ich kein großer Fan vom neuen Abrams-Trek, aber ich mochte Urban in Herr der Ringe, Xena und diversen anderen Rollen.
Privat erwies er sich als witziger, bodenständiger und sympathischer Typ, der „Mein Deutsch ist schlecht“ zumindest fehlerfrei auf deutsch sagen konnte.
Er outete sich als echter Star Trek und Science Fiction Fan, der alle ST- Serien bis auf Enterprise verfolgt hat – letztere nur deshalb nicht, weil er in dieser Zeit zu beschäftigt war. Da er sich sogar an Details aus den TNG Pilotfilm erinnern konnte, kaufe ich ihm dieses Statement durchaus ab.
Er hofft, dass der nächste Star Trek Film zum 50. Jubiläum der Serie in die Kinos kommt.
Als er zum Schluss gefragt wurde, was er geworden wäre, wenn ihn die Schauspielerei nicht gepackt hätte, antworete er: Auf keinen Fall Arzt. Der Umgang mit Kranken wäre nicht so sein Ding.
Dafür durfte er „Row row row your Boat“ singen :-).
Am Samstag war die Halle wesentlich voller als am Freitag, dennoch hatte ich gegen Mittag endlich das Glück, dem „Außenteam“ von der Star Trek Tafelrunde Potsdam-Babelsberg über den Weg zu laufen.
Tafelrunden-Mitstreiter Sepp und ich haben uns das hoch interessante Panel zum Unternehmen „Mars One“ angeschaut und waren uns einig, dass der Zeitraum für die erste Mars-Mission (Start 2018) extrem optimistisch bemessen ist. Trotzdem ist es gut zu hören, dass es – obwohl das staatliche Weltraumprogramm in den USA auf Eis gelegt worden ist – immer noch mutige Menschen gibt, die sich von diesem Traum nicht abbringen lassen. Man kann nur hoffen, dass diesem Enthusiasmus nicht die Sicherheit der Astronauten zum Opfer fällt.
Danach gingen wir in der Skyline-Plaza etwas essen und sahen Sternenflotten-Offiziere durch das Einkaufszentrum bummeln, als gehörten sie zum ganz normalen Stadtbild.
Anschließend fuhren wir zurück ins Hotel, damit sich unsere kaputten Füße für eine Stunde ausruhen konnten, bevor es zur Samstags-Abend-Party ging.
Diese begann mit einem supergeilen Konzert der “Enterprise-Blues-Band” von Vaughn Armstrong, Casey Biggs und Co.
Doch wie am Abend zuvor folgte dem tollen Konzert leider sehr mittelprächtige Disco.
So ging ich wieder ziemlich frustriert und viel zu früh ins Bett.
Allerdings hat mich der letzte Tag wieder etwas mit der Veranstaltung versöhnt.
Nachdem ich am Sonntagmorgen einige schöne Bilder von Frankfurt geschossen hatte, kam ich gerade rechtzeitig zum Panel von Tim Russ, der so sympathisch und gut gelaunt war, wie man ihn von früheren Conventions kennt. Er war voll des Lobes über seine Voyager-Kollegen- vor allem Kate Mulgrew – und erzählte viel über seine Musik-Projekte und die neuen Star Trek Webserie Renegades. Ich habe schon einiges über dieses Projekt gehört, hatte aber noch keine Zeit, mich tiefgründiger damit zu beschäftigen. Aber Tim hat mich jetzt richtig neugierig auf Star Trek Renegades gemacht, wo er wieder in seine alte Rolle Tuvok schlüpft und sich mit einigen anderen namenhaften Star Trek Schauspielern (z.B. Walter König) zusammen getan hat, um das ST-Universum mal von seiner düsteren und gesetzlosen Seite zu zeigen.
Als Tim Russ die Bühne verließ, traf ich zu meiner großen Freunde Kontikinx1404 vom SF3DFF-Forum. Wir sahen uns gemeinsam das ebenfalls sehr nette und unterhaltsame Panel von LeVar Burton und Gates McFadden an. Für mich rückte der Abschied leider immer näher.
Noch eine letzte Runde drehen, ein paar Fotos schießen … und als letztes Highlight des Wochenendes die Show von Suzie Plakson genießen.
Vor unseren Augen wurde die über 1,80 Meter große Powerfrau von ihrem Make-Up-Künstler in eine Klingonin verwandelt und hat locker nebenbei mit ihren Fans geplaudert. Die Frau ist einfach cool und ihr Humor dem von Worfs Flamme Key’lehr gar nicht so unähnlich .
Gegen 16:00 Uhr musste ich bereits in Richtung Heimat aufbrechen. Mein Zug rollte aus dem Frankfurter Hauptbahnhof Richtung Berlin und die Ereignisse der Destination Star Trek Germany rollten noch einmal an meinem geistigen Auge vorbei.
Fazit: War ein nettes Wochenende mit sehr netten Menschen, aber leider zu viel Kommerz und zu wenig fürs Auge. Lieblose Aufmachung, dafür Stars am Fließband. Die zu allem Überfluss in Stars erster und zweiter Klasse (bezahlte – unbezahlte Panels) unterschieden wurden.
Um eine würdige Star Trek Antwort auf die Star Wars Celebretion zu liefern, ist diese Veranstaltung zu offensichtlich auf Merchandising ausgelegt. Der Fan als Melkkuh. Ein Weg, den die Fed Con auch längst eingeschlagen hat – aber hier haben wir die “Destination“. Das Ziel der Reise. Am Ende steht Quark und zählt sein Latinum.
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